Der Leistungsunterschied zwischen dem Sieger und einem schon vorab ausgeschiedenen Sportler liegt oft unter einem Prozent. Stellt man sich die mehrprozentige Leistungssteigerung vor, die durch eine sportzahnmedizinische Betreuung möglich ist, dann erkennt man sehr schnell, warum ein Spitzensport ohne zahnmedizinische Leistungsoptimierung heutzutage nicht mehr denkbar ist. Gemeinsam mit Sportmedizinern, Physiotherapeuten und Trainern arbeiten wir daran, diese Potentiale auszuschöpfen.
Die Sportzahnmedizin ist noch ein relativ junger Bereich der Zahnheilkunde. Die Zahn-Traumatologie, also die Behandlung von Verletzungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich beim Sport, ist dagegen schon lange etabliert, und die Zahnärzte sind in diesem Bereich bestens ausgebildet. Es gibt jedoch zwei weitere Problembereiche, die für die Sportzahnmedizin – und damit auch für alle Sportler - von großer Bedeutung sind.
Laut einer Studie leiden 76% der Profisportler an Zahnfleischentzündungen und 55% an Karies. Die Bedeutung der Entzündungs-Reduktion ist für die Leistung bei Sportlern um ein Vielfaches größer als beim „Normalpatienten“. Jede beginnende und erst recht jede bestehende Parodontitis kann als offene Entzündung bewertet werden und belastet den gesamten Organismus. Der gesamte Stoffwechsel ist beeinflusst und über eine Verschiebung im Säure-Basen-Haushalt wirkt sie direkt auf die Muskulatur. Die Folge ist ein Verlust an Leistungspotential.
Die Einfluss- und die Therapiemöglichkeiten der Zahnmedizin auf diesem Gebiet sind einzigartig und noch weitgehend unbekannt. Dabei bilden sie die Grundlage für bisher ungeahnte Möglichkeiten. Die gesamte Körperstatik und die Funktion unseres Bewegungsapparates sind eine Einheit. Kein Bestandteil des Körpers wirkt für sich, sondern hat stets Einfluss auf alle anderen Bestandteile. Auch jedes Teil eines Netzes verändert sich, wenn an einer beliebigen Stelle gezogen wird. Ist die Funktion und Statik im Kieferbereich gestört, so hat das einen negativen Einfluss auf den gesamten restlichen Körper, da hier diese Störung ausgleichend kompensiert werden muss.
Vor allem der letzte Aspekt, die Beeinträchtigung des erholsamen Schlafes, ist bislang weitgehend unerforscht, jedoch sehr bedeutsam.
Unser Biss erzeugt die mit Abstand größte Kraft- und Druckentwicklung unseres Körpers. Der Bereich der Seitenzähne kann den Kaudruck auf mehr als hundert Kilogramm pro cm2 Zahnfläche steigen lassen. Die rein muskuläre Aufhängung des Unterkiefers verhindert hierbei, dass Gewebestrukturen zerstört werden können. Ein komplexes Muskel- und Sehnensystem leitet diese Kaukräfte über die Kopf-, Hals- und Schulterstrukturen ab.
Während des Schlafens in der Nacht wird die reflexgesteuerte Ableitung der Kaukräfte auf das anliegende Muskelsystem außer Kraft gesetzt. Die Folge ist ein nächtlicher Knirsch- und Pressvorgang mit einer viel höheren Kraft als tagsüber beim Kauen.
Sportler und Patienten mit Funktionsstörungen – auch wenn diese nur gering erscheinen – und hoher psychoemotionaler Belastung (z.B.: in der Wettkampfsvorbereitung oder beim Turnier) haben nach dem Aufwachen bereits eine komplette muskuläre Trainingseinheit hinter sich anstatt sich erholt zu haben. Bruxismus, also das nächtliche Zähneknirschen, ist ein teilweise vererbter Vorgang zum Abbau von Stress mittels nachträglicher Verarbeitung von psychosozialen und psychoemotionalen Erlebnissen. In der Sportzahnmedizin sprechen wir daher bei der Hilfe in diesem Bereich von „Bruxismus-Management“ anstelle von einer Therapie des Knirschens.
Neben den Entzündungen im Mundbereich entstehen vor allem durch Fehlbelastungen im Nacken- und Rückenbereich sowie durch Funktionsstörungen im Kieferbereich und einen falschen Biss Irritationen im muskulären Körpernetz. Diese führen über veränderte Muskel-Reflextätigkeit und falsche Kraftverteilung innerhalb der Muskulatur zu:
und schließlich zu einem deutlichen Verlust an Leistungspotential.
Die von uns entwickelte „Balance-Diagnostik Wirbelsäule-Kiefer®“ ist in der Lage unentdeckte Funktionsstörungen und Verschiebungen im Biss zu identifizieren und so eine zielgerichtete Behandlung zu ermöglichen.
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